Ab 2026 wird die Europäische Kommission neues Typengenehmigungsverfahrens verabschieden, um die Menge der in Europa freigesetzten Partikel weiter zu senken. Die Grenzwerte der Euro 7-Norm werden sowohl für den Reifenabrieb als auch Bremsenabrieb festgelegt. Reifen, die diese Norm nicht erfüllen, dürfen dann nicht mehr vermarktet werden.

Michael Schwämmlein, Geschäftsführer Technik des Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) sagt im Interview in FREIE WERKSTATT dazu:
„Es ist im Rahmen der Reifentypengenehmigung angedacht, ein Messverfahren zu etablieren, um den Partikelabrieb des Reifens zu bestimmen. Und dann wird es einen Grenzwert geben in Relation zur Tragfähigkeit. Ich glaube, die Zielsetzung bei Pkw ist Mitte 2026. Das wäre dann auch die Grundlage für die Emissionen in der Euro 7 für die Fahrzeuggenehmigung, die sich erweitern soll über die Abgas-relevanten Emissionen auf Partikelemissionen im Reifen- und Bremsenbereich.
Dabei sehen wir die mangelnde Differenzierung beim Thema Reifenpartikelabrieb und Mikroplastik kritisch. Es gibt verschiedene Partikelgrößen, die entweder für die Lunge oder für das Wasser relevant sind. Wenn man sich vorstellt, dass ein lungengängiges Partikel unter dem Mikroskop die Größe eines Tennisballs hätte, müssten wir beim Reifenabrieb eher von Medizinbällen sprechen, auch vom Partikelgewicht her. Dabei besteht außerdem ein Partikel, der durch den Reifen auf der Fahrbahn entsteht, nur zur Hälfte aus Abrieb des Reifens – der Rest ist Abrieb der Fahrbahn. Auch die Ablagerung dieser Teile befindet sich in der Regel mehr in Richtung Straßenrandnähe und dann in den Ablaufkanälen.
„Es wäre mal ein Ansatz, nicht mehr Autos zu produzieren, die über 2 oder 2,5 Tonnen wiegen und 300, 350 PS haben oder 600 bis 800 Newtonmeter auf die Straße bringen.“
Bei allem Verständnis für diese Anforderungen muss man sich mal vor Augen halten, was der Reifen leisten soll: Man will jetzt einen Reifen haben ohne Rollwiderstand. Er soll kein Geräusch mehr abgeben und auch Nasshaftung in abgefahrenem Zustand bei 2 mm unter Beweis stellen. Er soll Wintereigenschaften haben, am besten nichts kosten und keinen Partikelabrieb haben. Da muss ich aus technischer Sicht sagen: ohne Schlupf keine Haftung und ohne Haftung keine Sicherheit. Der Reifen ist immer ein Kompromiss, zumindest mit der heutigen Technologie. Jeder, der mal in der Reifenentwicklung tätig war, kennt die Reifenspinne mit dem Gummiband. Wenn ich an der einen Parameterseite ziehe, passiert auch was an der anderen Seite mit einem anderen Parameter. Auf der anderen Seite wäre es doch auch mal ein Ansatz, nicht mehr Autos zu produzieren, die über 2 oder 2,5 Tonnen wiegen und 300, 350 PS haben oder 600 bis 800 Newtonmeter auf die Straße bringen. Das wäre eine einfache Maßnahme, um Reifenabrieb zu reduzieren. (cepe)