Bosch bringt das Getriebe zurück

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Bildquelle: Bosch

Der Technologiekonzern Bosch hat ein stufenloses Automatikgetriebe für E-Fahrzeuge entwickelt. Technisch korrekt heißt es „stufenloses Automatikgetriebe (CVT4EV) mit Schubgliederband“ und soll die Leistung und Effizienz von rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen verbessern. Damit stößt Bosch eine Entwicklung an, die auch freien Werkstätten Hoffnung machen könnte.

Im Elektroauto ist alles so schön einfach: Es hat nur einen Vorwärts- und einen Rückwärts-„Gang“ und kommt vollkommen ohne ein Getriebe aus – einfach auf das Fahrpedal drücken und das Auto fährt je nach Druck schneller oder langsamer. Das sogenannte „One-Pedal-Driving“, bei dem nicht einmal mehr obligatorisch auf die Bremse getreten werden muss, um das Auto zum Stillstand zu bringen, gilt als das Nonplusultra elektromobiler Errungenschaften – gewinnt man dabei doch sogar noch elektrische Energie zurück und spart bares Geld.

Stichwort Geld: Das ist für den Käufer eines Elektroautos ein sehr wichtiges Argument: Dank der Förderung des Bundes kommt ein neues E-Auto nicht teurer als ein Verbrenner. Und die Betriebskosten sind signifikant niedriger, auch wenn etliche Ladesäulen-Betreiber zuletzt kräftig an der Strompreisschraube gedreht haben. Sparen soll das E-Auto aber eben auch bei den Werkstattkosten, denn es gibt ja keinen störanfälligen Verbrennungsmotor mehr, die Bremsen werden kaum noch abgenutzt – und da ist auch kein Getriebe.

Nun hat aber Bosch ein komplettes E-Motor- und Getriebe-Modul entwickelt, das in künftige neue vollelektrische Modelle eingebaut werden könnte – warum das? Rein elektrische Antriebe haben eben auch Nachteile: So verursacht das Fahren bei höheren Geschwindigkeiten, zum Beispiel auf der Autobahn, einen exponentiell erhöhten Stromverbrauch, da sich der E-Antrieb mit hoher Drehzahl gegen den wachsenden Luftwiderstand stemmen muss. Genauso verhält es sich mit Anhängern am Fahrzeug: Sie bewirken einen enorm erhöhten Stromverbrauch wegen des größeren Luftwiderstands und der höheren Last, wenn es zum Beispiel einen Berg hinauf gehen soll. Das schränkt die Reichweite extrem ein – und ist der wesentliche Grund dafür, dass bislang nur sehr wenige elektrische Autos optional mit einer Anhängerkupplung ausgestattet werden können.

Hier verspricht das E-Getriebe von Bosch Abhilfe: Durch das stufenlose Wechseln in eine andere Übersetzung können höhere Geschwindigkeiten mit weniger Energieaufwand gefahren werden und für einen Anhängerbetrieb stünde durch eine entsprechend angepasste Fahrstufe bei Steigungen mehr Drehmoment bei geringerem Stromverbrauch zur Verfügung.

Besser Beschleunigung, höherer Wirkungsgrad, höhere Maximalgeschwindigkeit – was hat nun die freie Werkstatt davon? Zugegeben: Erst einmal nichts – denn bis derartige E-Autos mit solchen Getrieben überhaupt in einer freien Werkstatt auftauchen, werden noch einige Jahre vergehen. Aber: Mit dieser Entwicklung zeigt Bosch auf, dass das E-Auto technisch gesehen im Grunde immer noch am Anfang steht. Die Technik wird mit den Jahren immer ausgefeilter und komplexer werden – und damit auch störungsanfälliger. Hier ergeben sich also neue Service- und Reparatur-Bereiche, für die sich auch freie Werkstätten beizeiten vorbereiten sollten, indem sie ihre Mitarbeiter auf dem aktuellen Stand der Technik halten – auch beim Thema E-Auto. (HPL)

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