Geld verdienen – Geschäft entwickeln

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Bildquelle: pixabay

„Es ist immer spannend, wenn die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen vorliegen. Sie sind eine hervorragende Basis, um den teilnehmenden Kfz-Unternehmen Handlungsbedarf aufzuzeigen“, so Michael Zülch. Zülch Consulting hat für diese Ausgabe aus den Ergebnissen der Betriebsvergleiche der teilnehmenden Kfz-Unternehmen nach den Potenzialen für Kfz-Unternehmer geschaut. Wo sind spürbar bessere Ergebnisse für 2024 zu erzielen? Es wurden fünf Kernbereiche identifiziert und in einen kleinen Leitfaden verpackt:

(1) Senkung der Energiekosten

(2) Wer nicht investiert – verliert

(3) Wer zu viel im Operativen versumpft, verliert den strategischen Überblick im Unternehmen

(4) Stundenverrechnungssatz – ein heißes Thema

(5) Nicht nur im Einkauf liegt der Segen, der Verkauf bestimmt den Gewinn

Senkung der Energiekosten
Die Energiekosten sind zwar derzeit allgemein zurückgegangen, allerdings sind dennoch die Mehrkosten für eine durchschnittliche Kfz-Werkstatt mit vier produktiven Mitarbeitern höher als 2021.

Energiekostenpro verkaufte Stdpro MA pro Jahrbei vier MA
2021Ø 1,82 EuroØ 2.016 EuroØ 8.064 Euro
2023Ø 2,42 EuroØ 2.746 EuroØ 10.984 Euro

Im Vergleich zum Jahr 2021 sind die Energiekosten pro Betrieb somit um fast 3.000 Euro gestiegen. Einsparungspotenziale sind für Kfz-Unternehmer vorhanden, beispielsweise bei den Themen Investitionen in eine Photovoltaik- Anlage, E-Ladestationen für Kunden, Heizungsmodernisierungen, Erneuerung von energieintensiven Werkzeugen und Anlagen etc. Aktuell besteht auch die Möglichkeit, von Subventions-Zuschüssen und Steuereinsparungen beispielsweise des Staates oder der Kommune zu profitieren. Es gibt sehr viele unterschiedliche Angebote und Möglichkeiten. Ein Energieberater, der sich auf Kfz Unternehmen spezialisiert hat, findet bestimmt passende Lösungen für den jeweiligen Betrieb. Die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen wirkt sich nicht nur positiv auf die eigene Energiebilanz und auf die Rendite aus, Unternehmen punkten auch beim Endverbraucher durch Engagement im Bereich der Nachhaltigkeit.

Wer nicht investiert, verliert

Beim Investitionsverhalten der Betriebe ist ein rückläufiger Trend zu erkennen: Die Investitionskosten, gemessen am erwirtschafteten Rohertrag, sind um über elf Prozent gegenüber dem Vorjahr 2022 gesunken – im reinen Mechanik-Sektor um knapp acht Prozent. Sicherlich spielt die allgemeine Verunsicherung der Unternehmer eine Rolle. Die Nachwehen der Corona-Krise, die Entwicklungen in der Kfz-Branche bzgl. E-Mobilität und den daraus zu erwartenden niedrigen Wartungs- und Reparaturvolumen sind neben dem Fachkräftemangel und der damit verbundenen Überlastung und Überschreitung der Kapazitätsgrenzen sowie der Nachfolge- Thematik der Boomer-Generation Herausforderungen und Ungewissheiten, die überbrückt werden müssen.

Investitionszurückhaltung schadet dem Betrieb

Die Unternehmer, die in den nächsten zwei bis drei Jahren ihren Betrieb übergeben wollen bzw. wo die Nachfolge noch nicht geregelt ist, halten sich teilweise auffällig zurück. „Das Geld bekomme ich ja nie mehr zurück“, so häufige Äußerungen heutiger Unternehmer. Auch wenn dies menschlich nachvollziehbar erscheint, ist es dennoch falsch. Denn wenn nicht mehr in den Betrieb investiert und kein neues Equipment mehr gekauft wird, verliert das Unternehmen schnell den Anschluss in der technischen Entwicklung einer sich immer schneller entwickelnden Branche. Die Wertigkeit bei den Mitarbeitern geht verloren: „In so einer Bude möchte ich nicht mehr arbeiten“. Somit wird sich der Fachkräftemangel noch mehr auswirken und die Arbeitgeber-Attraktivität geht weiter nach unten. Neue Geschäftsfelder, wie das Flotten-, Leasing und Versicherungsgeschäft, die perspektivisch für die freie Werkstatt immer wichtiger werden, können nicht bedient werden, weil die Standards nicht erfüllt werden können. Und zu guter Letzt wirkt sich ein Investitionsstau bei einem anstehenden Firmenverkauf immer negativ aus. Der Inhaber bekommt also auch weniger Geld für seine Werkstatt. Wer zu viel im Operativen versumpft, verliert den strategischen Überblick im Unternehmen Nicht nur die Anzahl der produktiven Mitarbeiter, vor allem auch die der administrativen Mitarbeiter gehen deutlich zurück. Im Durchschnitt beschäftigt ein freier Kfz-Betrieb heute einen halben administrativen Mitarbeiter weniger als vor zwei Jahren. Laut Kennzahlen Kompass Autoservice 2023 waren durchschnittlich noch 2,5 Mitarbeiter im administrativen Bereich tätig. Bei den produktiven Mitarbeitern spielt der o. g. Fachkräftemangel eine große Rolle. Auch bei den Admin-Kräften? Unternehmer von freien Kfz-Werkstätten tun sich grundsätzlich und traditionell schwer bei der Beschäftigung von Admin-Mitarbeitern. „Der Wasserkopf, muss mit durchgezogen werden und verdient kein Geld“, so die gängige Meinung. Diese Denke ist allerdings nicht mehr zeitgemäß. Denn durch die stark gestiegenen Anforderungen bei der Rechnungsstellung, rechtlichen Anforderungen, digitalisierten Prozessen, neuen Kundengruppen (Flottengeschäft) und deren Abrechnungssystemen, ist der administrative Teil eines Unternehmens gewachsen. Ein Admin-Mitarbeiter kann die Unternehmensleitung entlasten, sodass der Chef sich auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren kann. Solche Zeitfenster sind notwendig, um strategisch denken und handeln zu können. Der Rückbau von Produktivkräften führt häufig dazu, dass der Unternehmer mehr operativ in der Werkstatt arbeitet und damit die unternehmerischen Aufgaben vernachlässigen muss. Hier könnten beispielsweise auch nicht hochqualifizierte Mitarbeiter bei organisatorischen Aufgaben unterstützen.

Stundenverrechnungssatz bleibt ein heißes Thema
Der Stundenverrechnungssatz (SVS) ist in den letzten ein bis zwei Jahren extrem gestiegen, wie auch die Dekra Stundenverrechnungssätze zeigen: Alleine von 2022 auf 2023 stiegen diese um über neun Prozent. Diese Entwicklung können wir auch im Kennzahlen Kompass feststellen. Das ist zunächst einmal positiv zu bewerten. Die Inhaber haben festgestellt, dass die Erhöhung auf wenig spürbaren Widerstand trifft. Da alles teurer wird, können auch die Stundensätze der Autohäuser noch einmal mehr in astronomische Höhen steigen. Man sollte jedoch aufpassen und nicht übertreiben. Lieber regelmäßig und gering anpassen als alle zwei bis drei Jahre und dann kräftig. Die überhöhten Stundensätze von teilweise über 100 Euro netto müssen vor allem dem Kunden auf der Rechnung erklärt werden. Es muss verständlich gemacht werden, was die Kunden für ihr Geld erhalten, welche Leistungen erbracht wurden, welche Investitionen hiervon bezahlt werden und dass schlussendlich auch das hochqualifizierte Personal bezahlt werden muss. Mit einer sachlichen und nachvollziehbaren Erklärung erreicht man mehr als mit einer Tube Mitleid. Die Schere beim SVS im städtischen gegenüber dem ländlichen Bereich ist immer noch zu weit. Außerhalb der Ballungsgebiete ist der erwirtschaftete SVS teilweise noch zu niedrig und sollte angepasst werden. Hier gilt: Die größte Preisbremse ist nicht der Kunde, sondern der Chef.

Nicht nur im Einkauf liegt der Segen, der Verkauf bestimmt den Gewinn

Die Materialmargen stagnieren in den letzten drei Jahren, haben aber für die Rentabilität eine sehr hohe Bedeutung. Meist wird über den SVS gesprochen. Was in einer verkauften Stunde an Rohertrag aus dem Material verdient wird, ist jedoch den wenigsten klar: Der im Schnitt erzielte Rohertrag aus dem Material liegt pro Stunde bei ca. 43 Euro. Der Unterschied zu den Top Betrieben ist hier besonders hoch: ca. 46 Prozent mehr Ertrag aus dem Material wird hier realisiert. Daher sollte man die Kalkulation genauer betrachten: Meist leben die Betriebe nur von dem eingeräumten Rabatt des Lieferanten und kalkulieren die Teilemarge nicht aktiv. Das lässt sich aber sehr gut und für den EVB kaum merklich – da nicht vergleichbar – für viele Nicht-Schnelldreher realisieren. Auch wird von vielen Betrieben oft unterschätzt, wie viel Marge durch fehlende oder zu geringe Weiterberechnung von separat aufgeführten Kleinteilen und Zubehör verlorengeht. Wird die Durchschnitt-Marge nur um ca. vier Prozent auf ca. 41 Prozent angehoben, erwirtschaftet ein Kfz-Betrieb mit vier produktiven Mitarbeitern ca. 17.000 Euro mehr Gewinn im Jahr. Es lohnt sich auf alle Fälle, hier einmal genauer hinzuschauen.

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