PN-Messung für Euro 6/VI-Fahrzeuge ab 1. Juli

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Die PN-Messung ersetzt bei Euro 6/VI-Dieselmotoren ab 1. Juli die Rauchgastrübungsmessung. Bildquelle: AVL Ditest

Die „Messung der Partikelanzahlkonzentration“, kurz PN-Messung, tritt zum 1. Juli in Deutschland verpflichtend in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Diesel-Motoren der Schadstoffklassen Euro 6/VI im Rahmen der Abgasuntersuchungen eine PN-Messung durchlaufen. Die Partikelmessung ersetzt die bislang bei der Emissionsuntersuchung von Kompressionszündungsmotoren übliche Rauchgastrübungsmessung.

„Mit dem heutigen Tag haben Überwacher, AU-Werkstätten und Gerätehersteller endlich Klarheit. Zudem ist allen kursierenden Gerüchten über eine mögliche erneute Verschiebung der PN-Messung über den 1. Juli hinaus der Boden entzogen“, sagte Harald Hahn, Leiter des ASA- Diagnose und Abgasmessgeräte im Bundesverband der Hersteller und Importeure von Automobil-Service-Ausrüstungen (ASA) e.V.

Harald Hahn ist der Abgasexperte im ASA-Verband. Er begleitete die Einführung des PN-Messverfahrens von Beginn an intensiv.

Marktabdeckung mit Partikelmessgeräten gesichert

Zum 30. April 2023 waren laut Harald Hahn19.560 PN-Zähler produziert und nach ISO 17025 kalibriert. Aktuell bieten sieben Gerätehersteller mit gültiger Baumusterprüfung (inkl. Baugleichheiten) PN-Geräte an. Sieben Kalibrierlabore sind bislang für die Kalibrierung der PN-Messgeräte akkreditiert. Diese Zahlen stellen nach Ansicht des Ministeriums eine ausreichende Marktabdeckung sicher, weshalb die PN-Messung zum 1. Juli 2023 „scharf geschaltet“ wird.

Die Verlautbarung zum Start der PN-Messung erfolgt kurzfristig im Verkehrsblatt am 15. Juni 2023.

Hohe Auffälligkeiten in Belgien

Ähnlich gespannt wie auf den Einführungstermin der PN-Messung wartet die Branche auf erste Ergebnisse. Bislang richten sich alle Blicke nach Belgien, wo man seit Einführung der PN-Messung am 1.Juli 2022 Erfahrungen gesammelt hat. „Bei über 313.000 untersuchten Fahrzeugen haben die Belgier mit dem PN-Messverfahren hohe Auffälligkeitsraten der Abgasreinigungssysteme an Euro 6-Pkw festgestellt. So überschritten 2,2 Prozent aller gemessenen Euro 6-Diesel den in Belgien zulässigen Grenzwert von 1.0 Mio. pn/cm3“, sagt Harald Hahn. Bei dem in Deutschland ab 1. Juli geltenden Grenzwert von 250.000 pn/cm3 wären in Belgien 4,01 Prozent aller Euro 6-Diesel-Pkw oder mehr als 12.500 Fahrzeuge durch die Abgasuntersuchung gefallen. Zum Vergleich: Das für die Detektion von Fehlfunktionen am Abgassystem verantwortliche MIL (Malfunction Indicator Light) der On-board-Systeme löste nur bei 0,20 Prozent (Grenzwert 1 Mio. pn/cm3) bzw. 0,29 Prozent (Grenzwert 250.000 pn/cm3) der in Belgien untersuchten Fahrzeuge aus.

Die Redaktion FREIE WERKSTATT hat für die Ausgabe 5.2023 u. a. Hella Gutmann zum Start der PN-Messung gefragt.

Vertriebsleiter Bernd Schretter von Hella Gutmann

„Für Hella Gutmann war die Entwicklung des Partikelzählers HG4-PCK als Nachrüst-Option für die bestehenden Abgas-Stationen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit alternativlos. Im Zeitraum von 30 Jahren ist der mega compaa HG4 erst unsere dritte Generation Abgastester. Ein Teil unserer Kunden hat das Zusatzgerät für die Partikelzählung sehr frühzeitig bestellt, der andere Teil verhielt sich eher abwartend. Doch zwischenzeitlich herrscht viel mehr Klarheit und der Großteil unserer Kunden investiert in die Zukunft. In den Werkstätten geht es ja nicht nur um die Durchführung und Abrechnung der AU als Leistung. Zum einen ist aufgrund des genaueren Messverfahrens für Euro 6 Dieselfahrzeuge ein etwa zehnprozentiges Reparaturvolumen zu erwarten. Zum anderen geht es auch um die sicheren Fahrzeugdurchläufe in der Werkstatt. Denn eine durchgefallene AU im Rahmen der HU und damit verbunden Gebühren und Zeitaufwand lassen sich dem Kunden kaum erklären. Solche Nachprüfungen lassen sich nur durch die Durchführung der AU im Vorfeld der HU sicher ausschließen. Somit ist die Investition in die zusätzliche Messtechnik durchaus als Teil des Effizienzkonzepts zu sehen.“ (cepe)

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