e-Fluids – der neue Ölwechsel (für die Werkstatt)?

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Castrol ON Battery soll die Wärmeleitfähigkeit verbessern und somit zur schnellen Aufladung der Batterie beitragen Foto: Castrol

Dass Elektrofahrzeuge keinen Motorölwechsel brauchen, ist bekannt – doch wie steht es um die Kühlflüssigkeit, Getriebeöl und Co.?

Damit auch das Elektroauto zuverlässig seinen Dienst verrichten kann, müssen auch hier Baugruppen wie Motor, Getriebe und insbesondere die Traktionsbatterie auf Betriebstemperatur gehalten werden. Da Luftkühlung für die heutige Leistungsdichte lange nicht mehr ausreicht, setzen die Hersteller hier auf Flüssigkühlung – mittels E-Fluiden.

E-Fluide stehen als Oberbegriffe für Kühl- und Schmiermittel, die speziell für den Betrieb in Hybrid- oder batterie-elektrischen Fahrzeugen entwickelt wurden, und genau auf deren Anforderungen optimiert sind. Diese lassen sich in drei große Gruppen einordnen: Fett, Öle und Kühlmittel.

Bei Fetten und Ölen steht vor allen Dingen die Reibungsoptimierung im Vordergrund: Es soll so wenig Energie wie möglich durch interne Reibung im Fahrzeug verloren gehen. Neben geringen Reibwerten können bestimmte Eigenschaften, wie die elektrische Isolation, sich ebenfalls deutlich von bisherigen Mittel unterscheiden, die für Verbrennungsmotoren gemacht waren.

E-Fette kommen hauptsächlich zur Schmierung in Wälzlagern zum Einsatz: Die Motoren besitzen zwei große Wälzlager, in denen der Rotor gelagert ist, ebenso werden die Radlager mit den besonders reibungsarmen Fetten ausgestattet.
Bei beiden Einsatzfällen handelt es sich um eine Werk- und Lebensdauerfüllung. Den Hauptmotor oder ein Radlager zu öffnen, um den Schmierstoff zu erneuern, ist nicht geplant und auch schon bei konventionellen Radlagern nicht mehr machbar – E-Fette werden daher in der Werkstatt kaum ein Thema sein. Wenn ein Radlager vorzeitig ausgetauscht werden muss – etwa in Folge eines heftigen Bordsteinkontakts – dann nur als geschlossene Einheit.

E-Öle kommen zur Schmierung der Fahrzeuggetriebe zum Einsatz. Entgegen so mancher Meinung besitzt die Mehrzahl an Elektrofahrzeugen ein Getriebe – auch wenn ein- oder zweistufige Getriebe bei den Stromern die Mehrheit bilden. Bei Hybriden wird oft die Hinterachse als E-Achse mit eigenem Getriebe ausgeführt, auch hier kommen solche Öle zum Einsatz.
Getriebeöle in Elektrofahrzeugen müssen unter besonderen Belastungen arbeiten: So sind die Eingangsdrehmomente deutlich höher als die der meisten Verbrennungsfahrzeuge, gleichzeitig stellen die Nutzer höhere akustische Anforderungen an ein solches Getriebe. Wie schon bei den Ölen, gilt es auch hier die Reibung möglich gering zu halten.
E-Getriebeöle werden künftig regelmäßig in der Werkstatt zu finden sein. Hersteller wie Tesla  geben den Wechsel der Getriebeöle mit 5 Jahren oder 100.000 Kilometern an.

E-Kühlmittel sorgen dafür, dass die großen Traktionsbatterien auf Betriebstemperatur gehalten werden. Diese über extreme Leistungsdichten verfügt, sind elektrische Umwälzpumpen notwendig. Wie bei einem konventionellen Fahrzeug degeneriert auch die Kühlflüssigkeit bei einem Elektrofahrzeug – sie verliert ihren Frostschutz und Wärmeleiteigenschaften. Daher ist auch beim E-Auto der Austausch der e-Kühlmittel ein essenzieller Baustein der Fahrzeugwartung. Hyundai gibt für sein erfolgreiches Modell Iconiq einen Kühlmittelwechsel alle 60.000 oder 36 Monate an – Menge 4,2-4,7 Liter, je nach Fahrzeugausstattung.

Auch die großen Schmierstoffhersteller haben sich bereits dem kommenden Bedarf angepasst und ihr Sortiment erweitert. Laut einer Studie von Frost&Sullivan teilt sich der Bedarf an E-Fluiden zu 90 Prozent auf die Werksbefüllung, und nur zu 10 Prozent auf Servicebefüllungen in Werkstätten auf – längere Intervalle und hohe Lebensdauer werden das Schmierstoffgeschäft dauerhaft verändern. Nichtsdestotrotz sollte man als Werkstatt die Kundenfahrzeuge genau im Blick haben – derzeit auch mit den geringen Mengen und größeren Intervallen lässt sich noch Marge machen. (SB)

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