Oldtimer Gutachten: Tools und viel Erfahrung nötig

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Sven Schlag ist ein echter Oldtimer-Fan. (Bildquelle: FSP)

Historische Fahrzeuge sind fahrendes Kulturgut. Deshalb genießen sie in Deutschland einen Sonderstatus. Wer ein solches Fahrzeug versichern will oder einen Unfall hat, braucht ein Schaden- oder Wertgutachten. Das bekommt er zum Beispiel von den spezialisierten Gutachtern der FSP. Aber: woher hat der Gutachter seine Informationen? Denn um zu prüfen, was ein historisches Fahrzeug wert ist oder welche Auswirkungen ein bestimmter Schaden hat, braucht man Spezialkenntnisse. FSP-Spezialist Sven Schlag verrät, worauf es bei den Gutachten ankommt und was es braucht, um ein kompetenter Oldtimer-Gutachter zu werden.

Online-Tool für die Basis

„Die Ausbildung rund um die Oldtimer ist nur der Anfang,“ so Sven Schlag, FSP-Gutachter aus dem brandenburgischen Werneuchen. „Wer ernsthaft und vor allem gewissenhaft Oldtimern auf den Zahn fühlen möchte, braucht sehr spezielle Kenntnisse. Das geht nur mit permanenter Weiterbildung. Außerdem muss er ein wirklich kommunikativer Mensch sein, denn viel Wissen erwirbt man in Gesprächen mit anderen Spezialisten.“

Dass die Fahrzeuge technisch in Ordnung und mindestens 30 Jahre alt sein müssen, ist das eine. Ein Schaden- oder Wertgutachten erfordert aber viel mehr Wissen. „Ein gutes Werkzeug für ein Wertgutachten ist das Online-Tool CT Inspections,“ erklärt Schlag. „Damit können wir die Basisarbeit sehr gut erledigen. Für speziellere Bewertungen oder für Schadensgutachten müssen wir allerdings tiefer gehen und weitere Quellen und Systeme nutzen.“

Begeisterung hilft
„Es hilft enorm, wenn ein Gutachter für dieses Thema brennt,“ so Schlag weiter. Denn er muss sich wirklich intensiv mit den Fahrzeugen auseinandersetzen. Entscheidend bei den Gutachten ist nämlich nicht nur der reine Erhaltungszustand.

So muss er herausfinden, wie das Fahrzeug als Neuwagen ausgestattet war oder ob der Lack wirklich original ist. Zum Beispiel ist die Wertentwicklung von limitierten Sondermodellen oft eine ganz andere als die eines Oldtimers „von der Stange“. Das geht so weit, dass Sondermodelle wie der Golf 1 GTI Pirelli recht häufig nachgebaut wurden. Wenn das gut gemacht ist, haben auch diese Fahrzeuge heute einen Wert. Aber eben nicht den gleichen Wert wie ein Original.

Dokumentation steigert den Wert
„Ist ein Auto zum Beispiel getunt, muss es eben auf zeitgenössische Art getunt sein,“ erklärt Sven Schlag. Dann ist es von Vorteil, wenn zeitgenössische Dokumente wie eine Allgemeine Betriebserlaubnis oder eine alte Abnahme für die Tuningteile vorhanden sind.

(Bildquelle: FSP)

Wichtig ist also auch die Dokumentation eines Oldtimers. Der Gutachter sichtet das Serviceheft, Rechnungen über Kauf, Wartung und Reparaturen ebenso wie die Dokumente über verbaute Ersatzteile oder Zubehör. Entsprechen solche Teile nicht der Zeit, aus der das Fahrzeug stammt, kann das nicht nur den Wert erheblich mindern, sondern auch die Zuteilung eines H-Kennzeichens bei der Untersuchung des Fahrzeugs durch einen Prüfingenieur nach §23 StVZO schwierig machen. Und nicht zuletzt sorgt auch ein nicht fachgerecht reparierter Schaden auf lange Sicht für herbe finanzielle Verluste.

Netzwerk aufbauen
Schlag erzählt, dass er viele wichtige Details über Oldtimer bei Fachgesprächen, zum Beispiel auf Messen oder Oldtimertreffen, erfährt. Da lernt er auch den einen oder anderen Spezialisten für eine bestimmte Marke oder eine besondere Epoche kennen. „Es ist wichtig, sehr gut vernetzt zu sein in der Szene,“ weiß Schlag. „Denn bei kniffligen Fragen kann es entscheidend sein, auch mal den einen oder anderen Tipp zu bekommen.“ Die Erfahrung ist aus Schlags Sicht das A und O bei Oldtimergutachten. Oft sei es so, dass die älteren Kollegen einfach mehr Wissen mitbrächten. Und das ist aus seiner Sicht für qualifizierte Oldtimergutachten unerlässlich. (DV)

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